Santron Biolator = Casio Biolator

Der Casio Biolator, hier in der Neckermann-Ausführung namens "Santron Biolator"

Der Casio Biolator, hier in der Neckermann-Ausführung namens "Santron Biolator"

In den 1970er Jahren war Casio immer wieder für Überraschungen gut, und aus der großen Reihe ungewöhnlicher Rechner stammt der “Biolator”, ein einfacher Taschenrechner, der neben den vier Grundrechenarten noch Datumsberechnungen und vor allem den Biorhytmus berechnen konnte.

Ungewöhnlich ist, dass dieser Rechner auch unter fremden Namen erhältlich war, beispielsweise als “Santron Biolator” für den Neckermann-Versand.

Konstruktion

Rückseite

Rückseite

Vorder- und Rückseite des Rechners sind mit einer Schraube und jeder Menge Rastnasen verbunden. Auf der Rückseite ist dabei die Anleitung für die Biorhythmus-Berechnung aufgedruckt.

geöffnetes Gehäuse

geöffnetes Gehäuse

Das vorliegende Exemplar krankte an einer ausgelaufenen Batterie, die zu einer Korrosion der Kupferkabel sorgte, so extrem, dass nicht nur die Kabel regelrecht zerfielen, sondern auch die “Plus”-Leiterbahn der Hauptplatine so zerfressen war, dass ihre Leitfähigkeit nicht mehr gegeben war und nachgelötet werden mußte:

"geflickte" Leiterbahn

"geflickte" Leiterbahn

Hauptplatine

Wie bei Casio üblich, sind die Platinen mustergültig bedruckt. Außer dem Spannungwandler, der noch einen Transistor besitzt, sind nur passive Bauelemente neben der CPU verbaut.

Elektronik

Elektronik

Tastatur

Die casio-typisch sehr angenehm zu bedienende Tastatur mit ihren 20 Tasten ist mit einer Reihe von Kupferdrähten mit der Hauptplatine verbunden, ein Vorteil, den sich Santron zunutze machen konnte.

Tastaturplatine

Tastaturplatine

Ebenfalls typisch für Casio ist, dass die Tastaturplatine exakt beschriftet ist, so dass es kein Problem darstellt, die richtigen Tasten an die richtige Position zu bringen.

Display

Die Anzeige erfolgt über eine nur achtstellige Vakuum-Floureszenz-Röhre vom Typ Toshiba E6535A, was den Nachteil hat, dass negative Zahlen nur mit maximal sieben Stellen dargestellt werden können und der Rechenbereich entsprechend eingeschränkt werden mußte.

Fehleranzeige: Es gibt keinen Unterschied zwischen Überlauf und ungültigen Operationen

Fehleranzeige: Es gibt keinen Unterschied zwischen Überlauf und ungültigen Operationen

Die eigentliche Besonderheit des Santron Biolators ist, dass er Datumsberechnungen beherrscht in der Form, dass man die Differenz in Tagen zwischen zwei Datumswerten berechnen kann, und man zu jedem Datum des 20. Jahrhunderts den Wochentag mit ausgeben lassen kann.

Datumsanzeige: Die rechte Stelle markiert den Wochentag.

Datumsanzeige: Die rechte Stelle markiert den Wochentag.

Leider ist der Datumsbereich eingeschränkt auf die Jahre 1900 bis 1999, so dass seit dem 1.1.2000 keine Datumsdifferenz mehr gebildet werden kann

Der Biolator ist vor allem auch in der Lage, den sogenannte Biorhythmus zu berechnen, der eine, wissenschaftlich allerdings irrelevante, Aussage über körperliches und seelisches Wohlbefinden geben soll. In den 1970er Jahren waren solche Berechnungen recht populär, heute sind sie vollkommen in Vergessenheit geraten.

Biorhythmus-Auswertung: Die Werte korrelieren mit den oben angezeigten Sinuskurven

Biorhythmus-Auswertung: Die Werte korrelieren mit den oben angezeigten Sinuskurven

Auch der Biorhythmus ist an die Jahre 1900 bis 1999 gebunden, so dass auch diese Funktion seit dem 1.1.2000 nicht mehr möglich ist.

Chipsatz

Der Santron (Casio) Biolator verwendet einen NEC µPD572C als CPU, eine Chip, der wie gesagt, neben den Standard-Grundrechnenarten auch eine Datumsberechnung und die Auswertung des Biorhythmus beherrscht, allerdings beides limitiert auf den Datumsbereich vom 1.1.1900 bis 31.12.1999.

Rechenleistung

Für einen Taschenrechner wird das absolute Minimum geboten, also lediglich die vier Grundrechenarten. Selbst eine Prozent-Funktion sucht man vergebens.

Der Rechenbereich ist ebenfalls stark eingeschränkt, wegen der nur achtstelligen Anzeige sind nur Werte zwischen -9999999 bis 99999999, und die feinste Auflösung beträgt (ebenfalls wegen des Minuszeichens an achter Stelle) lediglich 0.000001, also sechs Nachkommastellen.

Bemerkungen

Zum Lieferumfang gehörte eine 24-seitige Anleitung und eine einfache Plastikhülle:

Anleitung und Plastikhülle

Anleitung und Plastikhülle

Der Santron Biolator, bzw. das Original, der Casio Biolator, war ein Produkt seiner Zeit und ging, darf man verschiedenen Artikel glauben, weg wie warme Semmeln, weil in den 1970er Jahren Biorhythmus-Auswertungen sehr populär waren.

Leider ist die Funktion heute nicht mehr anwendbar, und so bleibt die doch recht limitierte Anwendungsmöglichkeit als einfacher Taschenrechner.

Technische Daten

Aufbau
Chipsatz / CPU NEC µPD572C
Tastatur 20 Tasten
Display VFD, 8 Digits
Typ: Toshiba E6535A
Anzeigebereich -0.000001 ... 0.0000001 ... -9999999 ... 99999999
Stromversorgung Spannung: 3V
Batterien: 2xAA
funktionale Ausstattung
Funktionen + - * / BIO DATE
Eingabelogik (Klassifizierung) ALG (GBBA)
Rechenergebnisse
Berechnung von "1 + 0.000" 1. 
Berechnung von "0/0" Fehleranzeige  
Berechnung von "(-1)+1" -0 (Richtig wäre: "0")
Objekt-Details
Baujahr 1976
Seriennummer 1902879