Eines der vielen “Casio-Mini”-Modelle, mit denen Casio den Markt an einfachen Taschenrechnern preislich von unten aufrollte, ist das Modell CM-605, welches um 1974 auf den Markt kam.
Das Besondere an diesen Rechnern war, dass sie in der Regel nur sechs Ziffern anzeigen konnten, wodurch neben den Produktionskosten auch im Batterieverbrauch Einsparungen vorgenommen werden konnten. In der Praxis war aber die dadurch notwendige Bedienung mit Pfeiltaste recht umständlich.
Konstruktion und Gehäuse
Vom Gehäuse her ist der CM-605 nicht wirklich “mini”, er ist, im Gegenteil, eher klobig und zu schwer für eine Hemdentasche.
Trotz seiner Spar-Bauweise benötigt er noch vier Mignonzellen, der Verbrauch konnte aber bereits auf 180mW reduziert werden.
Tastatur
Casio-typisch wird eine sehr aufwändig gefertige Tastatur mit spiralförmig gebogenen Aluminiumfedern verwendet. Die Aluminiumfedern, sechs Stück in Summe, werden gegen einfache Drahtbrücken auf der Tastaturplatine gedrückt. Die Tastaturplatine ist mit dem Gehäuse fünffach verschraubt.
Man erkennt auch gut die sechs Kupferplättchen, die mit den Aluminiumfedern in Verbindung stehen, eine etwas unübliche Art und Weise, eine Tastaturmatrix zu erstellen.
Nicht weniger aufwändig sind die verschiedenfarbigen Tasten produziert: Um den Zusammenbau zu erleichtern ist auf der Innenseite jeder einzelnen Taste ihre Bedeutung zu sehen:
Die Tasten besitzen verschiedene Farben (Ziffern: weiß, Operationstasten: grau und Löschtaste: rot) und sind dadurch sehr gut in ihrer Funktion zu unterscheiden. Eine Taste fällt dabei gleich ins Auge, nämlich die Pfeiltaste. Mit ihr werden, wenn die Anzeigekapazität zur Darstellung des Ergebnisses nicht ausreicht, weitere Stellen eingeblendet.
Der CM-605 besitzt links unten seinen Ein/Aus-Schalter, der mit einem kleinen aber sehr nützlichen Detail aufwartet: Wenn der Rechner angeschaltet ist, erscheint links neben dem Schalter ein gut sichtbarer grüner Punkt quasi als Hinweis darauf, daß ab jetzt jede Menge Strom verbraucht wird.
Aufbau
Der CM-605 besitzt zwei, leicht versetzt angeordnete Platinen, eine für die Tastatur und eine für den Rechner selber. Sie sind mit einer Vielzahl von biegsamen Drähten miteinander verbunden.
Die Hauptplatine ist vorbildlich beschriftet, so dass insbesondere die Anschlüsse der Röhre, aber auch Strom- und Tastaturanschlüsse eindeutig idenfizierbar sind. Selbst der Name der verbauten Anzeigeröhreist aufgedruckt.
Der damalige Stand der Technik erfordete noch eine Handvoll passiver Bauelemente wie Kondensatoren und Widerstände, sowie einen Spannungswandler für die notwendige Anodenspannung der Digitron-Röhre.
Chipsatz
Im Casio CM-605 arbeitet ein NEC µPD178C als CPU - das ist bereits eine One-Chip-Lösung.
Die CPU ist unterhalb der Röhre verbaut und deswegen nur schwer erreichbar.
Display
Die runde Anzeigeröhre NEC LD8097 besitzt nur sechs Anzeigestellen, dafür aber immer noch jede Menge seitlicher Drähte für die Ansteuerung. Diese auch nur ohne einen einzigen Isolator zu betreiben, ohne, dass sich irgendwo zwei Drähte berühren, ist eine wahre Kunst!
Wie bei Casio üblich, wird die “0” nur durch die Ansteuerung der unteren Hälfte und damit in halber Höhe dargestellt. Besonders gut wird dies sichtbar, wenn der Rechner in einen Fehlerzustand hereinläuft, denn dann wird in allen sechs Stellen eine “0” angezeigt:
Rechenleistung
Wie alle vergleichbaren einfachen und anzeigereduzierten Taschenrechner, so ist auch beim Casio CM-605 die Rechenleistung eher bescheiden.
Er beherrscht gerade einmal die vier Grundrechenarten, die mittels direkter Eingabelogik (sofortige Ergebnisberechnung nach jeder Rechenoperation) ausgeführt werden. Einen Zwischenspeicher oder gar einen echten Speicher sucht man hier vergebens.
Wenn das Ergebnis nicht in den Speicher paßt, weil es zu klein oder zu groß für die Darstellung mit sechs Ziffern ist, kann man durch die Pfeiltaste die restlichen Ziffern abrufen. Dann ist aber kein Weiterrechnen mit diesen Werten mehr möglich!
Bei Divisionsoperationen wird allerdings stets nur mit maximal sechs Nachkommastellen gerechnet, so dass ein erweiterter Abruf hier auch nur “0” ergibt.
Zusammenfassung
Der Casio Mini CM-605 ist ein reichlich kurioses Modell, das sich allerdings wegen seines niedrigen Preises überraschend gut verkaufte. Für viele Anwendungsgebiete waren sechs Anzeigestellen auch ausreichend, wer mehr brauchte, mußte eben zu anderen Rechnern und damit tiefer in die Tasche greifen.
Technische Daten
Aufbau | |
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Chipsatz / CPU | NEC µPD178C |
Tastatur | 19 Tasten |
Display | VFD NEC LD8097, 6 Digits |
Anzeigebereich | |
Stromversorgung |
Spannung: 6V Stromverbrauch: 0.18W Batterien: 4xAA Netzgerät: AD-4145 |
funktionale Ausstattung | |
Funktionen | + - * / |
Eingabelogik (Klassifizierung) | ALG (GBBA) |
Rechenergebnisse | |
Berechnung von "1 + 0.000" | |
Berechnung von "0/0" | Fehleranzeige ✓ |
Objekt-Details | |
Baujahr | 1974 |