Grundig Satellit 2400

Grundig Satellit 2400

Grundig Satellit 2400

Zwischen 1979 und 1982 hatte Grundig in der optisch äußerst gelungenen "Professionell"-Reihe seinen großen Weltempfänger mit UKW-Stereoempfang im Angebot.

Er beeindruckt durch seinen unglaublich satten Klang und seine 7,4 Kilo Lebendgewicht ohne Batterien. Alles in allem eher eine Wellenjäger-Stereoanlage, als ein portables Gerät, trotz dreier Handgriffe. Wer wirklich auf Wellenjagd ging, für den war der Grundig Satellit 3400 aus dem gleichen Haus die bessere Wahl, oder aber man verwendete gleich einen Empfänger aus Japan, beispielsweise von NRD oder Yaesu. Aber das waren dann reine Weltempfänger, ohne UKW-Teil.

Rückseite, u.a. mit dem FM-Preomat

Rückseite, u.a. mit dem FM-Preomat

Wie alle Grundig-Geräte aus dieser Zeit, zeigt auch der Satellit 2400 nach 40 Jahren die üblichen Schwachstellen wie korrodierte Kontakte (eine Krankheit aller Grundig-Geräte) und einen verharzten Drehkondensator.

Kurz vor dem Ausschalen, alle Knöpfe sind bereits abgezogen, und alle Muttern entfernt

Kurz vor dem Ausschalen, alle Knöpfe sind bereits abgezogen, und alle Muttern entfernt

Dank einer auf dem Boden aufgedruckten Anleitung ist es kein großes Problem, die Rückwand abzunehmen und den Elektronikblock herauszunehmen, einzig das Lösen der sechs Muttern, mit dem die Potentiometer mit der Frontplatte stabil verschraubt werden, ist etwas lästig.

Innenleben - leider sehr service-unfreundlich, da ohne größere Lötaktionen nicht zu zerlegen

Innenleben - leider sehr service-unfreundlich, da ohne größere Lötaktionen nicht zu zerlegen

Das Innenleben besteht aus einer Vielzahl von Platinen, die mit noch mehr Kabeln verbunden sind. Zwar besteht der größte Teil aus Steckverbindungen, aber bis auf die SSB-Platine gibt es auf allen anderen Platinen noch verlötete Verbindungen, und auch die Lautsprecher sind fest verlötet.

Sprich, hier müßte richtig Aufwand getrieben werden, und ob dieser sich lohnt, ist sehr fraglich.

Typische Fehler

Da diese Geräte inzwischen alle über 40 Jahre auf dem Buckel haben, ist man zwangläufig mit diversen Problemen konfrontiert:

Kontaktprobleme bei Schaltern

Die saubere Lösung wäre, die Schalter auszulöten, zu öffnen, zu de-oxidieren und zu reinigen, wieder zusammenzusetzen und zu fetten. Das ist diesem Gerät, bei dem sich alle Schalter auf der Hauptplatine befinden, äußerst aufwändig, da die Hauptplatine nur ausgebaut werden kann, wenn sämtliche anderen Platinen entfernt werden (erfordert u.a. Löten).

Von dem her ist eine Reinigung mit Tuner 600 eine pragmatische Lösung, die aber nur wenige Jahre hält, bevor die nächste Runde fällig ist.

Schwergängige bis hängende Sendereinstellung

Innenleben von vorne

Innenleben von vorne

Hier ist die leider auf lange Sicht unumgängliche Verharzung der Dreho-Achse(n) das Problem. Mit Ballistol kann man für minimale Besserung sorgen, aber auch nicht wirklich. Abhilfe könnten eine weitere Entfettung des Seils mit Kolophonium sein, weil Grob- und Feintrieb an ihrem Ansatz stark gefettet sind, und nicht ausgeschlossen werden kann, dass ein wenig von diesem Fett an das Skalenseil gelangt. Außerdem soll angeblich eine Erhitzung der Dreho-Achse mit anschließendem Ölen (Ballistol) helfen, hier ist aber das Risiko sehr groß, dass entweder der Dreho-Aufnehmen Schaden nimmt, oder das Skalenseil beschädigt wird.

Ausgebaute und gereinigte Skala

Ausgebaute und gereinigte Skala

Richtiggehend trivial ist dagegen der Ausbau und die Reinigung der Skala, die durch Rastnasen in Position gehalten wird.

AM-Bereich ausgefallen

Hier sind die Potis R504 und R409 schuld, welche nach 40 Jahren stark oxidiert sind. Wenn man sich den aufwändigen Ausbau sparen will, kann man nur mit Tuner 600 für ein paar Jahre kurzzeitig Abhilfe schaffen.

Position R409

Position R409

Mit R409 wird die Regelspannung des AM-Tuner-ICs IC 401 (SO 54 T) eingestellt, und zwar so, dass an dessen Pin 9 eine Spannung von 0,15V anliegt.

Wie man unschwer erkennen kann, ist ein Auslöten des Potis unmöglich, gleichzeitig ist aber dessen Schleifer so oxidiert, dass selbst Kontaktspray (Tuner 600) kaum eine Abhilfe schafft.

Position R504

Position R504

Das andere Poti, das dasselbe Fehlerbild zeigt, ist R 504, mit dem bei R 506 ein Spannungsabfall von 1,3V eingestellt werden muss.

FM-Bereich ausgefallen

Sofern nicht die Kontakte des FM-Schalters das Problem sind, kann es an den Potis R349, R341 und/oder R346 liegen, bei den vor allem die letzten beiden wie alle anderen Potis gerne oxidieren. Auch hier bringt Tuner 600 ein paar Jahre Ruhe.

Eine weitere Möglichkeit sind kalte/aufgebrochene Lötstellen im FM-Teil, an die man aber nur extrem umständlich heran kommt, und/oder oxidierte Steckverbindungen auf der Grundplatine

AM-Abgleich

Wer will, kann auch noch auf der Tuner-Platte einen Abgleich aller AM-Bänder (LW, MW und 6x KW) durchführen.

Tuner-Platte

Tuner-Platte

Eindrücke aus dem Jahr 2016

Historie

1979 war das Jahr, in dem Grundig sein wohl beeindruckendstes Lineup an Weltempfängern auf den Markt hatte. Es startete mit den kleinen Reiseempfängern der Yacht-Boy-Serie, angefangen mit dem Yacht-Boy 100 mit 6 Kurzwellenbändern und endete bei der “Maschine” Satellit 3400, einen fast 9 kg schweren Weltempfänger mit Trommeltuner, der wiederum ein optischer Relaunch seines Vorgängers, dem technisch praktisch identischen Satellit 3000, war. Beide “grossen” Satelliten kamen 1978 auf den Markt, der Satellit 3000 war ab Jahresbeginn, der Satellit 3400 ab Herbst erhlätlch.

Das vielleicht eindrucksvollste, mit Sicherheit aber bestaussehendste Radio dieses Lineups war der Grundig Satellit 2400, ein echter Weltempfänger mit voller AM-Abdeckung, aber gleichzeitig auch ein UKW-Stereo-Ghettoblaster mit sechs Stationstasten und Verstärker-Anschluss.

1979 stellte Grundig seinem Satellit 3400 (dessen Ursprünge bis 1976, zum Grundig Satellit 3000) zurückgingen, zwei Schwestermodelle zur Seite, den Grundig Satellit 1400 und den hier vorgestellten Satellit 2400. Letzterer besaß ein UKW-Stereo-Empfangsteil mit Stereo-Verstärker und zwei Stereo-Zweiwegeboxen, während der 1400 lediglich die Mono-Ausführung war.

Wirkich neu war beim Satellit 2400, daß er erstmals auf den Trommeltuner verzichtete, und nur noch 6 Kurzwellenbereiche bot, aber den gesamten KW-Bereich von 1.6 bis 28.2 MHz abdeckte. Durch den Einsatz eines stromsparenden LCD-Frequenzzählers (der, sollte es zu Störungen durch ihn kommen, auch abschaltbar war) rückte die Anzeige per Skala ein wenig in den Hintergrund, eigentlich hätte man auch ganz darauf verzichten können, dennoch ist sie recht praktisch, wenn man bestimmte Bändern anfahren möchte, die Frequenzen aber nicht im Kopf hat.

Technik

Auf LW, MW und KW unter 3.5 MHz ist der Satellit 2400 leider nur als Einfachsuper ausgelegt, entsprechende Spiegelfrequenz-Artefakte sind daher an der Tagesordnung. Ein klares Minus, das aber genau so auch beim Satellit 3400 vorhanden ist.

Empfang

Langwelle

Tagsüber ist wie erwartet, außer Europe1 und RTL auf Langwelle auf AM praktisch nichts mehr zu empfangen, das ändert sich fast schlagartig mit Sonnenuntergang.

Auf Langwelle ist der Empfang etwas besser und durch das exzellente NF-Teil auch besser verständlich, als beim Vergleichsempfänger, dem DE 1103.

Mittelwelle

noch offen

Kurzwelle

noch offen

Fazit AM

Allerdings machen sich dann die technischen Einschränkungen bemerkbar, zum Einen ist der Empfang stark unruhig und schwankend, zum Anderen sind in den niedrigeren Frequenzbereichen diverse Spiegelfrequenzempfänge zu verzeichnen, ein Ärgernis beim DXen, das einem recht schnell den Spaß an der Senderjagd verdirbt.

In den höheren KW-Bändern macht sich die recht enge Senderstaffelung negativ bemerkbar, trotz Feinabstimmung liegen die Sender nur wenige Grad des Feinabstimmungsknopfs nebeneinander. Hier ist die digitale Frequenzanzeige unverzichtbar, allerdings ist deren Auflösung mit einem kHz schon fast zu grob.

UKW

Auf UKW ist der Empfang beim vorliegenden Gerät nur durchschnittlich, ein Neuabgleich (soweit ohne Spezialgeräte durchführbar) hat zwar zu einer deutlichen Verbesserung der Empfangsleistung geführt, dennoch ist die Empfangsleistung schlechter, als erhofft. Rauschfreier Stereo-Empfang ist nur bei den allerstärksten Stationen möglich, schwächere Stationen kommen sogar in Mono nur verrauscht herein, und auch die Trennschärfe ist bestenfalls Durchschnitt.

Für UKW-Fernempfang ist der Satellit 2400 daher nicht geeignet, für “Nahempfang” bei gut einfallenden Sender hingegen eine Offenbarung: Einen so guten, satten, runden Klang, der so viel Spaß bereitet, findet man bei keinem anderen Weltempfänger.

Design

Auch wenn natürlich das Design eines Empfängers nur sehr zweitrangig sein sollte, so kann es doch bei diesem Empfänger hervorgehoben werden: Meiner Meinung nach gibt es kaum einen anderen Empfänger, dessen Optik so gelungen ist, wie beim Grundig Satellit 2400.

Bot der große Bruder, der Satellit 3400, noch hie und da einen Stilmix, insbesondere bei den Anzeigen (kleine LCD-Anzeige für die Uhr vs. große LED-Anzeige des Frequenzzählers), so ist beim Satellit 2400 alles perfekt aus einem Guß.

Das damals hochmoderne Military-Design mit seinen Frontbügeln (sehr praktisch bei Arbeiten in den Innerein des Geräts) wird in Form und Farbe stringent durchgehalten, besser bekam dies kein anderer Empfänger hin, und das, obwohl es damals sehr viele solcher Geräte gab.

Der große Tragegriff an der Oberseite gibt zu jeder Zeit ein sattes und sicheres Gefühl beim Transport, wobei man natürlich einschränken muß, daß acht Kilogramm nicht mehr wirklich als transportabel zu sehen sind.

Fazit

Wie schon der große Bruder, der Satellit 3400, so ist auch der Satellit 2400 heute mehr ein rpräsentatives Gerät für die Vitrine, als eins für den tägliche Gebrauch.

Der Grund ist, daß die komplette Satelliten-Serie nie als DX-Maschinen konzipiert waren, sondern als hervorragende Kofferradios für Programmhörer. Wer stundenlang in bestmöglicher Qualität gut einfallende Auslandsdienste hören wollte, für den gab es praktisch nichts besseres, boten doch die Satelliten stets guten Empfang mit hervorragenden Klang. Zum DXen, zum erspähen der schwächsten Lokalsender vom anderen Ende der Welt, waren stets andere Empfänger besser geeignet, vor allem die DX-Maschinen von NRD. Ein direkter Vergleich zeigt schnell, wo die Grenzen der Statelliten liegen, sowohl bei einer unruhigen Schwundregelung, als auch beim nur wenig brauchbaren Einseitenbankempfang. Hier können echte DX-Maschinen Sender hörbar machen, die beim mit den Satelliten bestenfalls erahnen konnte., Allerdings ist die Audio-Qualität solter Empfänge so bescheiden, daß man keine Lust bekomme, länger als bis zur ID zuzuhören.

Leider sind in den letzten Jahren fast alle Auslandsdienste von der Kurzwelle,sowie fast alle Inlandsdienste von Lang- und Mittelwelle verschwunden, so daß es kaum mehr Einsatzgebiete für die Grundig Satelliten gibt. In der Vitrine hingegen machen sich die Geräte ganz exzellent!