Jeder Besitzer eines Satellit 700 kennt das Problem, daß die standardmäßig verbaute Glühbirnen-Beleuchtung entweder sehr dunkel ist, insbesondere beim Akku-Betrieb, oder die Glühbirnen irgendwann durchbrennen. Letzteres haben wir vor allem dem genialen Einfall der Grundig-Entwickler zu verdanken, die der Meinung waren, daß bei Netzbetrieb auch im ausgeschalteten Zustand die linke Birne dauerhaft brennen müsse. Zudem war eine Glühlampen-Beleuchtung anno 1991, als der Satellit 700 auf den Markt kam, auch nicht mehr der technisch letzte Stand.
Verständlich, daß hier Abhilfe geschafft werden muß, und zwar nicht in Form technisch längst obsoleter Glübirnen, sondern zeitgemäßer LEDs. Eine Anleitung zur Umrüstung soll im Folgenden gegeben werden:
Benötigte Materialien und Werkzeuge
- 2 superhelle LEDs, 3mm, 7000mcd, grün, orange, gelb oder blau
- 2 Widerstände (Werte abhängig von den LED-Typen, siehe unten) 1/10 oder 1/4W
- Torx(R) T7-Schraubenzieher
- Niedervolt-Lötkolben und Lötzinn
- Entlötlitze
- grobe Zange
- Pinzette / feine Zange
- Multimeter
Der Wert der Widerstände kann über folgende Formel berechnet werden: 5V-ULED / ILED
Beispiel: Eine superhelle bernsteinfarbige LED hat eine Durchlassspannung von 2,1V und einen Stromverbrauch von 20mA. Der notwendige Vorwiderstand berechnet sich somit zu (5-2,1V)/0.02A = 145 Ohm. Der nächste Normwert wäre somit 150 Ohm. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, daß auch mit einem 220 Ohm-Vorwiderstand die LED mit derselben Helligkeit leuchtet. Die Belastung des Widerstands beträgt 0.056W, so daß ein 1/10W-Widerstand ausreichend ist. Wer auf Nummer Sicher gehen will, sollte besser einen 1/4W-Widerstand verwenden, dieser wird dann auch weniger warm.
Wer den Vorwiderstand ganz exakt berechnen will, der kann den LUMITRONIX® LED-Technik GmbH - Widerstandsrechner zu Hilfe nehmen.
Ein Wort noch zur Farbe der LEDs: Dem Farbton der Glühbirnen kommen bernsteinfarbige (orange) LEDs am nächsten, gut geeignet sind aber auch grüne und blaue LEDs. Rot ist wegen des geringen Kontrastes nicht empfehlenswert, und auch von weiß wurde mir deswegen abgeraten. Je größer der Öffnungswinkel ist, umso gleichmäßiger wird das Display ausgeleuchtet.
Die LEDs, die ich verbaut habe, habe ich über den eBay-Shop Docerus Light erworben.
Wer es alternativ etwas rötlicher mag, der kann sich LEDs über folgenden Link besorgen: eBay: vesard_led-konfektion: 10 LEDs 3mm Amber 8000mcd Diode LED 20°.
Freilegen der Display-Platine
Entfernen der Rückwand
Nach dem Lösen der Stromversorgung und dem Herausnehmen der vier Akkus werden die vier Gehäuseschrauben entfernt und, um sie später nicht zu verwechseln, extra beiseite gelegt. Anschließend kann die Rückwand abgehoben und das rote Kabel des Batteriefachs abgezogen werden.
Entfernen der HF-Platine
Als erstes werden die fünf, hier mit der roten Hand markierten, Schrauben der Hauptplatine entfernt, anschließend muß vorsichtig(!) der Stecker der Verstärkungsregelung (orange Hand) abgezogen werden.
Die HF-Platine kann nun rechts angehoben und über die NF-Platine nach rechts herausgezogen werden. Vorsicht, daß hierbei nicht die feinen Drähtchen der Ferritantenne beschädigt werden.
Wenn die HF-Platine nun freiliegt, legt man ein Stück isolierendes Material auf die rechts liegende NF-Platine und legt die HF-Platine nun umgekehrt darauf. In dieser Stellung wäre das Radio noch voll funktionsfähig, falls es noch angeschlossen wäre.
Freilegen der Digitaleinheit
Als nächstes werden die zehn Schrauben der Digitaleinheit entfernt. Einige der Schrauben sind dabei etwas schwierig zu entfernen, vor allem die Schraube rechts in der Mitte unter den Flachbandleitungen, sowie die tiefliegende Schraube unten in der Mitte. Mit Zuhilfenahme einer Pinzette und etwas Geduld stellt das aber kein größeres Problem dar.
Jetzt kommt erstmals der Lötkolben ins Spiel: Die drei Drähte des Abstimmknopfes müssen nun abgelötet werden. Je kürzer die Lötzeit ist, umso besser! An dieser Stelle ist es nicht verkehrt, sich die Reihenfolge der Farben irgendwo zu notieren, um später beim Einbau wieder die richtigen Verbindungen zu erstellen.
Die Digitaleinheit kann nun, wie vorher die HF-Platine, auch wieder mit einer zwischenliegenden, isolierenden Verbindung, auf die HF-Platine gelegt werden. Der Satellit 700 wäre auch in diesem Zustand noch funktionsfähig!
Freilegen der Displayeinheit
Um an die Displayeinheit mit ihren beiden Lämpchen zu kommen, müssen die beiden Platinen der Digitaleinheit, die über zwei Steckverbinder verbunden sind und über zwei Nasen der Abschirmung noch miteinander verbunden sind, getrennt werden. Diese beiden Nasen werden mit Hilfe einer Zange vorsichtig aufgebogen. Dabei ist größte Vorsicht geboten, um nicht das Display oder den Lichtleiter zu beschädigen. Überhaupt ist bei jedem Schritt ab jetzt besondere Vorsicht auf das Display zu nehmen, das logischerweise nicht verkratzt werden soll!
Entlöten der alten Lämpchen
Jetzt ist Arbeiten mit dem Lötkolben angesagt. Dazu wird die Display-Platine umgedreht und auf einem weichen Gegenstand (Tuch o.ä.) platziert, um eine Verkratzung des Displays zu verhindern. Unter Zuhilfenahme von Entlötsauglitze werden nun die beiden Glühlämpchen ausgelötet (rote Pfeile). Wichtig ist dabei, daß der Entlötvorgang einerseits möglichst kurz ist, um die Platine nicht zu beschädigen, andererseits aber die Lötaugen und -stellen frei von Lot sind, so daß später die LEDs durchgesteckt bzw aufgelegt werden können. Diese Arbeit sollte nur von jemandem erledigt werden, der eine gewisse Routine im Löten besitzt!
Nachdem die beiden Lämpchen entfernt wurden, muß noch eine der beiden Drahtbrücken unten auf der Platine entfernt werden (orange Pfeile). Auch hier muß das Lötzinn wieder soweit entfernt werden, damit später der eine Vorwiderstand durchgesteckt werden kann.
Vorbereitung der LEDs
Die beiden LED müssen nun so, wie auf den Bildern zu sehen, gebogen werden. Ich selber bin hier auch mit der “Pi mal Daumen”-Methode vorgegangen. Wichtig ist nur, daß die LED am Ende so gebogen sind, daß sie möglichst nah und in der Höhe mittig am Lichtleiter platziert sind und in diesen exakt geradeaus reinstrahlen.
Die displayseitig linke LED, die nur durch die Platine gesteckt wird, ist zwar etwas aufwändiger zurechtzubiegen, als die rechte LED, dafür muß bei der rechten LED ein Bein gekürzt und durch den Vorwiderstand wieder verlängert werden.
Bei der Polarität der LED ist zu beachten, daß die linke LED (also die, die nur durchgesteckt wird) am oberen Pol die Anode (Plus) und am unteren Pol die Kathode (Minus) hat. Die Kathode kann man am kürzeren Bein erkennen, außerdem ist dort das Gehäuse abgeflacht. Bei der rechten LED ist es genau umgekehrt - dort liegt oben Minus an (ebenso Kathode = kürzeres Bein) und unten Plus.
Einbau der neuen LEDs
Um die LEDs nun waagerecht einzubauen, müssen die beiden “Nasen” des Lichtleiters, die die Lämpchen gehalten haben, entfernt werden. Dies geschieht einfach durch vorsichtiges Umbiegen nach unten und anschließendem Abbrechen. Es gibt mit Sicherheit aber auch wesentlich weniger brachiale Methoden; wichtig ist nur, daß die Innenseite des Lichtleiters, also dort, wo die LEDs einstrahlen, nicht beschädigt oder verkratzt wird.
Die linke (wie immer displayseitig gesehen) LED wird nun einfach durchsteckt, in der richtigen Höhe platziert und so ausgerichtet, daß sie exakt geradeaus und mittig in den Lichtleiter hineinstrahlt. Anschließend werden die Beinchen mit der Platine verlötet und die überstehenden Drähte abgeknipst. Die Reste müssen dabei natürlich rückstandsfrei entfernt werden, um etwaige Kurzschlüsse zu vermeiden.
Die rechte LED muß nun mit den beiden breiteren Lötpads der Platine verlötet werden. Dies ist wegen des nicht vorhandenen Halts der LED etwas schwieriger, aber machbar. Wie vorhin besprochen, enthält ein Beinchen bereits den Vorwiderstand. (Alternativ kann man die LED auch erstmal ohne Vorwiderstand mit den Originalbeinchen montieren und anschließend ein Stück aus einem Beinchen entfernen und durch den Widerstand ersetzen).
Schließlich muß noch die eine, vorher entfernte Lötbrücke auf der Platine (displayseitig links unten) durch einen Vorwiderstand ersetzt werden:
Das Resultat sollte jetzt so aussehen:
Zusammenbau und Fertigstellung
Wenn man nun die Displayplatine auf die CPU-Platine steckt, wird man feststellen, daß die metallische Abschirmung keinen Platz für den Widerstand der rechten LED bietet. Hier muß man sie nun soweit verbiegen oder ausschneiden, daß genug Platz für den Widerstand zur Verfügung steht; außerdem ist es sinnvoll, die rechte LED mit einem Stück Isolierband o.ä, vor Kurzschlüssen mit der an Masse gehängten Abschirmung zu schützen.
Nun werden die beiden Nasen der Abschirmung wieder so gebogen, daß die beiden Platinen fest miteinander verbunden werden. Bei dieser Gelegenheit könnte man auch ein wenig Kontaktspray (Tuner 600) in die beiden Buchsenleisten geben, gerade bei Grundig-Geräten ist sowas nie verkehrt.
Wenn sichergestellt ist, daß kein Staub/Fingerabdrücke etc. auf dem Display sind, wird die jetzt komplette Digitaleinheit wieder in das Gerät gelegt (bitte beachten, unter der linken Nase befindet sich eine kleine Feder) und mit allen zehn Schrauben (allesamt kurze Schrauben) mit dem Chassis verschraubt.
Jetzt werden die drei Drähte der Handabstimmung wieder angelötet: Oben schwarz, Mitte rot, unten blau.
Der letzte große Schritt ist nun die Montage der HF-Platine; wie ganz oben im Bild zu sehen, wird sie mit fünf Schrauben im Gehäuse fixiert. Bei dieser Gelegenheit könnte man auch die Antennenbuchse nachlöten, die bei mechanischer Belastung gerne aus dem Metallrahmen rausbricht; außerdem könnte man auch den Antennenkontakt (gebogener Anschlußstreifen links oben) nachlöten, da sich bei diesem auch gerne die Lötstelle von der Platine löst.
Wenn alles fertig ist, wird nur noch den Boden mit den vorher extra beiseite gelegten, vier langen Schrauben montiert, und fertig ist das Gerät, das nun eine wunderbar gleichmäßige, angenehm helle (auch bei Akkubetrieb!) und unbegrenzt lange funktionierende Displaybeleuchtung bietet:
Von Berthold Bahl kommt folgendes Bild, hier wurden etwas rötlichere LEDs verbaut:
Vergleich Glühbirnen gegen LEDs
Wie sehr sich die beiden Beleuchtungsarten Glühbirnchen und LED voneinander unterscheiden, zeigt folgendes Bild:
Ganz abgesehen davon, daß die LEDs praktisch unbegrenzt halten, deutlich heller sind und das Display auch gleichmäßiger ausleuchten, ist ein weiterer schöner Nebeneffekt, daß sie wesentlich weniger Strom verbrauchen. Die beiden 5V/60mA-Glühbirnen ziehen zusammen eine Leistung von 0.6W, die bernsteinfarbigen LEDs zusammen nur 0.084W, also gerade mal 1/7 an Strom. Im Akkubetrieb macht sich das sehr schnell bemerkbar.